Wie wirkt das Gift der Wespenspinne? (07.11.2020 11:21:48)

Spinnen gehören zu den erfolgreichsten Gifttieren der Welt. Es gibt über 48.000 verschiedene Arten. Das Gift von Spinnen kann man als Medikament oder in der Molekularbiologie als Werkzeug oder aber auch als biologisches Insektizid einsetzen. Bis jetzt kennen wir schätzungsweise gerade mal 0,02 % aller möglichen existierenden Spinnengifte. Es ist daher wichtig, dass wir versuchen, so viel wie möglich über Spinnengifte herauszufinden.

Die häufigsten Proteine in den Giften von verschiedenen Spinnen sind nach dem ICK-Motiv aufgebaut und entfalten eine neurotoxische Wirkung. Interessanterweise ist der Gehalt an ICK-Proteinen im Gift der Wespenspinne extrem niedrig. Stattdessen besitzen diese Spinnen einen erhöhten Anteil an CAP-Proteinen. Solche Proteine fand man auch in Araneus vetricosus. Man geht deshalb davon aus, dass solche Proteine insbesondere innerhalb der Familie der Araneidae wichtig sind.

Diese Proteine findet man in vielen anderen tierischen Giften. Sie können verschiedene Funktionen erfüllen. „CAP’s“ aus Schlangen wirken zum Beispiel neurotoxisch. Die CAP‘s der Neunaugen beeinflussen das Gerinnungssystem. In Wespen, Bienen und Ameisen sind sie hingegen unter anderem für allergische Reaktionen verantwortlich. Welche Funktion sie im Gift der Wespenspinne entfalten, ist im Moment noch nicht ausreichend geklärt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Neurotoxine wirken, ist allerdings relativ gering. Möglicherweise dienen sie der Vorverdauung der Beute, oder wirken als Speading-Faktoren, wodurch sie die Ausbreitung des Giftes im Körper des Opfers erleichtern.

Obwohl der Gehalt an Neurotoxinen im Gift der Spinne relativ gering ist, vermag das Gift trotzdem Beutetiere zu lähmen, jedoch nicht zu töten.

Alles in allem ist das Gift der Wespenspinne relativ einfach aufgebaut. Einer der Gründe hierfür könnte sein, dass die Spinne eine andere Methode hat, Beutetiere zu überwältigen. Auch die Fähigkeit, Fäden zu produzieren, ist aus der Sicht des Stoffwechsels gesehen relativ aufwändig, genauso wie die Produktion von Gift. Diese beiden Systeme könnten im Laufe der Evolution innerhalb der Spinne miteinander konkurrieren. Wenn die Spinne eines der beiden Systeme bevorzugt, könnte das andere System zum Teil reduziert werden. Dies war möglicherweise bei der Wespenspinne der Fall. Weil die Spinne ihre Beute mithilfe ihrer Fäden leicht immobilisieren kann, benötigt sie dazu kein besonders komplexes oder starkes Gift. Dadurch wurden viele Komponenten aus dem Gift der Spinne reduziert.

 

Quelle: 

Lüddecke, Tim, et al. "An Economic Dilemma Between Molecular Weapon Systems May Explain an Arachno-atypical Venom in Wasp Spiders (Argiope bruennichi)." Biomolecules 10.7 (2020): 978.

 

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