Das Leben hat nicht nur rosige Seiten. Häufig passieren Dinge, auf die wir gerne verzichten würden. Dass es im Leben auf und ab geht, ist völlig normal. Ein Leben, in dem man durchgehend glücklich ist, stellt die Wunschvorstellung vieler Menschen dar und treibt sie dadurch noch tiefer in die Unzufriedenheit.
Was ich dir nun verrate, hört sich vielleicht seltsam oder unlogisch an. Aber wenn du lange und tiefgründig genug darüber nachdenkst, wirst du bemerken, dass ein Funke Wahrheit dran ist.
Alles, was uns passiert, hat auch einen Grund. Das Leben spielt uns immer wieder Situationen zu, auf die wir reagieren. Je nachdem, auf welche Art und Weise wir reagieren, empfinden wir diese Situation entweder ausschließlich als belastend, oder wir entwickeln uns durch sie weiter. Weiterentwicklung ist eines der Grundmerkmale des Lebens, das dafür sorgt, dass das Leben weiter bestehen kann. Damit du dich weiterentwickeln kannst, wirst du früher oder später durch unangenehme Situationen gehen müssen, damit du lernst, wie du damit zurechtkommen kannst. Deine Erfahrungen kannst du deinen Nachkommen weitergeben, wodurch sich die Menschheit bzw. das Leben als Ganzes weiterentwickelt.
Wenn dir etwas Schlimmes im Leben passiert, hast du die Möglichkeit, daraus zu lernen. Das Leben bietet dir auf diese Weise die Gelegenheit, zu einer besseren Version von dir selbst zu werden und dadurch eine höhere Lebensqualität zu bekommen. Evolutionsbiologisch ausgedrückt: Probleme bieten dem Leben Gelegenheit, sich zu verbessern und dadurch die Überlebenschancen zu erhöhen. Die Trennung und der damit verbundene Schmerz sind also für dich eine Chance, dein Überleben und das deiner Nachkommen zu schützen, sofern du in der Lage bist, daraus zu lernen.
Dein Leben ist dein Trainer. Dein Lehrer. Dein Coach. Und du bist der Schüler. Manchmal glauben Schüler, dass sie etwas gut können, es verstanden haben und deswegen damit abschließen können, obwohl sie es noch nicht mal ansatzweise verstanden haben.
Was macht der Lehrer in einem solchen Fall? Er sagt „Stopp“ und erklärt dem Schüler, dass er nicht auf dem richtigen Weg ist. In der Regel weist er ihn darauf hin, die ausgeführte und fehlerhafte Tätigkeit zu wiederholen, um sie beim nächsten Mal richtig zu machen, damit er seinen Weg fortsetzen kann. Und manchmal glauben Schüler, dass sie etwas nicht brauchen, obwohl sie es bitter nötig haben.
Du willst, dass es dir gut geht. Du willst einen ausgeglichenen Zustand erreichen, damit du mehr Zufriedenheit im Leben erlangen kannst. Du willst deinen Liebeskummer überwinden. Und du willst vermeiden, dass du in Zukunft erneut derart verletzt wirst. Deswegen musst du lernen. Und deswegen spielt dir das Leben Situationen zu, bei denen du die Gelegenheit hast, aus ihnen zu lernen. Das Leben ist eine praktische Sache. Du lernst nicht, indem du Bücher liest, sondern indem du lebst und das, was du lernen sollst, durchlebst. Wenn du in eine negative Situation kommst und wann immer du das Gefühl hast, dass etwas nicht läuft oder dass sich alles gegen dich wendet ... genau dann sagt dein Trainer, dein Leben, dein Coach: „Pass auf, siehe zu und lerne!“
Diese Situationen wird es immer geben, egal wie viel du gelernt hast, egal wie viel du weißt und wie weit du dich geistig entwickelt hast. Solange du lebst, lernst du. Was nachher kommt, ist jetzt im Leben erstmal nicht von Bedeutung. Solange man lernt, macht man auch Fehler, aus denen man wiederum lernt. Und je mehr man lernt, desto weniger Fehler macht man. Es ist oft schwierig, diese Situationen anzunehmen. Manchmal schafft man es nicht, eine negative Situation einfach so hinzunehmen und trotzdem zufrieden zu sein. Zum Annehmen gehört aber auch oftmals anzunehmen, dass man etwas nicht annehmen kann. Denn auch das ist eine Botschaft vom Leben. Jegliche Form von Widerstand gegenüber dem Leben von deiner Seite aus ist eine Botschaft. Widerstand äußert sich in Wut, Verzweiflung, Traurigkeit, Depression, Angst, Sorgen, Groll, Hass, Neid und körperlichen Schmerz. Negative Situationen, Widerstand und Schmerzen in jeglicher Form sind immer eine Botschaft. Selbst dann, wenn sie sinnlos erscheinen. Gerade dann sind sie oftmals eine sehr wichtige Botschaft. Jegliches Leid kannst du in deinem Leben als Botschaft betrachten. Leiden zu können ist demnach kein Fluch, sondern in dieser Hinsicht sogar ein Privileg. Also genieße dein Privileg. Genieße den Schmerz. Er wird dich stark machen. Wenn ich das den Leuten so erzähle, höre ich oft Aussagen wie: „Aber ohne Probleme wär die Welt viel schöner und das Leben viel angenehmer…“ Doch weißt du, was das ist? Stumpfsinn! So etwas sagt nur jemand, der noch nie ernsthaft über das Leben nachgedacht hat und beim Reflektieren der eigenen Lebenssituationen niemals gründlich vorgegangen ist. Ohne Probleme gäbe es dich nicht und mich auch nicht. Ohne Probleme gäbe es das Leben, so wie wir es heute kennen, nicht. Die Evolution und die heutige atemberaubende und wunderschöne Artenvielfalt, die dadurch entstand, ist nur eine Antwort des Lebens auf Probleme, die es gelöst hat. Und so wie Leid und Probleme für das Leben als Ganzes von großer Bedeutung sind, können sie auch für jeden einzelnen Menschen von großer Bedeutung sein. Und auch wenn es sich schlecht anfühlt, ist es dennoch eine einmalige Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen, um noch vielfältiger und schöner zu werden.
Vielleicht kannst du die Botschaft deiner Situation noch nicht erkennen oder verstehen. Vielleicht fragst du dich, was zum Teufel du lernen solltest. In dieser Situation kannst du nichts anderes machen, als darauf zu vertrauen, dass dich das Leben dort hinführen wird, wo du sein sollst, damit es dir gut geht und damit du deine Aufgabe in dieser Welt erfüllst. Wenn du wütend sein willst, sei ruhig wütend. Sei traurig, fürchte dich und durchlebe jeglichen Schmerz. Was du aber keinesfalls tun solltest, ist, diese Zustände zu verurteilen und sie als nutzlos abzustempeln oder dich in die Opferrolle zu begeben. Sei dir immer bewusst, dass du gerade lernst. Früher oder später wirst du die Lösung gefunden haben. Und dann geht es weiter.