Warum bekommt ein Specht keine Kopfschmerzen? (14.05.2020 11:53:06)

Jemand, der wie ein Specht mit seinem Kopf gegen Bäume hämmert, dürfte nicht allzu schlau sein… möchte man meinen. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Das hohe Hirnvolumen eines Spechtes deutet auf ausgereifte kognitive Fähigkeiten hin. Die Tiere merken sich nicht nur die Orte, wo sie Futter finden, sondern auch die Zeiten, in denen viel Futter vorhanden ist. Zudem haben sie ein reiches Kommunikationsrepertoire. Das ist aber noch nicht alles.


Ein Specht hämmert mit seinem Kopf bis zu 12.000 mal am Tag mit einer Geschwindigkeit von 5-7 Meter pro Sekunde auf einen Baum ein. Beim Aufprall kommt es zu einer negativen Beschleunigung von bis zu 1000 g. Der Kopf des Spechtes ist also etwa 12.000 mal am Tag der tausendfachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Für einen Mensch wäre diese Belastung tödlich.

Spezielle anatomische Strukturen schützen das Gehirn des Spechtes vor Erschütterungen. Im Gehirn befindet sich nur sehr wenig Cerebrospinalflüssigkeit. Das Gehirn liegt direkt an der Schädeldecke, wodurch es weniger empfindlich gegen Erschütterungen ist. Schwammige Knochen im Bereich des Schnabels wirken zusammen mit Muskeln wie eine Art Stoßdämpfer. Das Zungenbein eines Spechtes ist so geformt, dass es Schläge abfedern bzw. die Kräfte gleichmäßig aufteilen kann. Der obere und der untere Teil des Schnabels sind unterschiedlich lang, was ebenfalls zu einer Abfederung der Kräfte führt.

Es ist also nicht nur eine einzige Struktur als Schutz vorhanden. Vielmehr ist die gesamte Anatomie des Schädels darauf ausgerichtet, das Gehirn zu schützen. Alle Strukturen in ihrer Summe bilden einen optimalen Stoßdämpfer (Wang et al. 2011).



Quelle:
-Wang, Lizhen; Cheung, Jason Tak-Man; Pu, Fang; Li, Deyu; Zhang, Ming; Fan, Yubo (2011): Why do woodpeckers resist head impact injury: a biomechanical investigation. In: PloS one 6 (10), e26490. DOI: 10.1371/journal.pone.0026490 .


 
 

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