Europäische Giftschlange verursacht seltsame Symptome (14.05.2020 11:26:41)

Im März 2020 wurde eine interessante Studie veröffentlicht, die sich mit dem Gift der Wiesenotter auseinandergesetzt hat. Das Gift der Schlange beinhaltet verschiedene Proteine und Enzyme, die die Blutgefäßwände durchlöchern und die Blutgerinnung beeinträchtigen. Bei Mäusen, die das Gift verabreicht bekamen, konnte man neurologische Symptome (Beeinträchtigung der Funktion des Nervensystems) als Todesursache feststellen. Dies würde bedeuten, dass die Schlange ein Neurotoxin beinhalten würde. Die wichtigsten Neurotoxine, die wir in europäischen Vipern finden, sind die Ammodytoxine aus der Hornotter und aus einer Population von Aspisvipern in Frankreich. Solche Toxine fand man allerdings nicht im Gift der Wiesenotter. Interessanterweise können aber auch Gifte, die nicht neurotoxisch wirken, zum Tode führen, indem das Nervensystem lahmgelegt wird. Dies ist dann allerdings viel mehr eine sekundäre Ursache. Winzige Blutgerinnsel können die Blutgefäße im Gehirn verstopfen. Man vermutet, dass die Mäuse an einem Schlaganfall gestorben sind, der durch die hämotoxische (Auswirkung auf die Blutgerinnung) Aktivität des Schlangengiftes zustandekam.  


Eine weitere sehr interessante Eigenschaft des Giftes ist, dass es für Insekten deutlich giftiger ist, als das Gift von anderen europäischen Vipern. Der Grund dafür liegt in der Ernährung der Wiesenotter. In ihren Lebensraum erbeutet sie, im Gegensatz zu anderen Vipern Europas, in erster Linie Insekten anstelle von Säugetieren. Durch evolutive Prozesse wurde das Gift im Laufe von Generationen an Insekten angepasst. Insgesamt ist es allerdings trotzdem toxischer für Säugetiere. Daraus kann man schließen, dass der Vorfahre der Wiesenotter Säugetiere erbeutet hat. Es zeigt aber auch, wie sich Toxine im Laufe der Evolution an ein sich verhindern des Nahrungsspektrum anpassen.


Für Menschen ist die Wiesenotter übrigens nicht besonders gefährlich. Aufgrund ihrer geringen Größe verfügt sie nur über eine geringe Menge an Gift. Zu wenig, um uns ernsthaft gefährlich zu werden.


Quelle:
Lang Balija, Maja; Leonardi, Adrijana; Brgles, Marija; Sviben, Dora; Kurtović, Tihana; Halassy, Beata; Križaj, Igor (2020): Biological Activities and Proteomic Profile of the Venom of Vipera ursinii ssp., a very Rare Karst Viper from Croatia. In: Toxins 12 (3), S. 187. DOI: 10.3390/toxins12030187 .


 
 

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