Gift von Krustenechsen zur Behandlung von Diabetes (06.05.2016 06:55:14)

Krustenechsen sind giftige Echsen, die im südlichen Nordamerika leben. Das Gift ist sehr wirksam. Bisse führen zu starken Schmerzen und können in schlimmen Fällen zu schockähnlichen Zuständen führen. Das Gift wird mittlerweile seit über 20 Jahren untersucht. Im Gift befinden sich neben zahlreichen anderen Komponenten die sogenannten Exendine, die in der Behandlung von Diabetes eingesetzt werden können.

Heloderma horridum, Skorionkurstenechse

Etwa 8% der deutschen Bevölkerung leidet an Diabetes. Wenn man isst, steigt der Blutzuckergehalt. Es werden Signalstoffe ausgeschüttet (GIP-1 und GLP-1), welche die Pankreaszellen zur Produktion von Insulin anregen. Die senkt wiederum den Blutzuckerspiegel. Bei Diabetikern ist dieses System gestört. Der Blutzuckerspiegel kann gefährlich steigen und zu einer Hyperglykämie führen. Dies kann Schlaganfälle, Herzinfarkt oder Sehstörungen verursachen. Das Peptid mit dem Name GLP-1 kann zur Senkung des Blutzuckerspiegels eingesetzt werden. Sein Nachteil: Es wird in kurzer Zeit enzymatisch gespalten und wirkt daher nicht lang.

Exendin-4 wirkt gleich wie GLP, wird aber nicht enzymatisch abgebaut, wodurch es länger wirkt. Mittlerweile ist Exendin-4 als Medikament zugelassen. Es gibt sogar Weiterentwicklungen davon, die noch länger wirken. Zum Beispiel kann es in Mikrosphären (mikroskopisch kleine Kügelchen) eingepackt werden. Diese können als Präparat 1-mal in der Woche injiziert werden. Die Kügelchen geben den Wirkstoff sukzessive frei und lösen sich dann rückstandslos auf.

Auf diese Weise kann ein "gefürchtetes Gifttier" zur Bedhandlung von Diabetes beitragen. Dies ist nur eines von wenigen Beispielen.


Quelle: Mebs, Dietrich (2014): Heilende Gifte. Toxische Naturstoffe als Arzneimittel. 1. Aufl. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 


 
 

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