Der “ängstliche“ Mensch und das “gefährliche“ Gifttier (29.01.2016 18:38:38)

Der Mensch als ein Wesen, das sich scheinbar seiner selbst bewusst ist, zieht durch die Welt, macht sich ein Bild von ihr, bewertet sie, ordnet sie nach seinen Idealvorstellungen und urteilt über die Arten um sich herum. Einige von uns fragen sich wahrscheinlich, ob es uns überhaupt zusteht über andere Arten zu urteilen, wo wir selbst ja nichts anderes als eine von vielen Arten sind, die in den vergangenen Millionen Jahren auf diesem Planeten entstanden sind. Im Prinzip bestehen wir aus denselben Atomen, haben einen Stoffwechsel, pflanzen uns fort und erfüllen auch in allen anderen Hinsichten jegliches Kriterium, das uns zu einem Lebewesen macht. Wir  sind also nicht viel mehr als eine global verbreitete Tierart, die sich vielerorts relativ gut an ihr Umfeld angepasst hat und einige Eigenschaften aufweist, die ihr einen Vorteil gegenüber manchen anderen Arten verleiht, was jedoch noch lange nicht bedeutet, dass wir etwas „Besseres“ sind, zumal es auch noch zahlreiche andere Arten gibt, die zu Dingen fähig sind, von denen wir nur träumen können.  Trotzdem urteilen wir über alles was uns direkt oder indirekt betrifft, andere Arten von Lebewesen mit eingeschlossen.

Der Fachbereich Human-Animal-Studies befasst sich unter anderem mit den Beziehungen zwischen Mensch und Tier. Diese Beziehungen können von verschiedener Natur sein. Die Meisten stellen sich diesbezüglich etwas „Positives“ vor, wie beispielsweise die Tatsache, dass Hauskatzen (Felis sylvestris catus) für gewöhnlich einen freundlichen Eindruck auf uns ausüben und sie deshalb viele als „süß“ bezeichnen.

Als toxikozoologischer Naturfotograf interessiere ich mich allerdings weniger für eine Katze, dafür aber mehr für giftige Tiere wie Schlangen, Spinnen, Skolopender (auf den Fotos des Titelblattes zu sehen) usw. In der folgenden Arbeit möchte ich eine etwas andere Form der Mensch-Tier-Beziehung ansprechen, nämlich die Angst, den Ekel und die Abneigung, die viele Menschen in Bezug auf Gifttiere empfinden. Ich werde versuchen die Gründe für Angst und Ekel vor vielen Gifttieren, speziell vor Schlangen und Spinnen zu erläutern. Weiters möchte ich versuchen zu erklären, warum es nicht immer ganz einfach ist, nicht über andere Arten zu urteilen.

Vielfach wird in der Bevölkerung von Tierliebe gesprochen, wobei lediglich Hunde, Katzen, Kaninchen und andere „menschliche Tiere“ mit einbezogen werden, nicht aber die „Exoten“ im Tierreich wie beispielsweise Schlangen, Spinnen, Skorpione und desgleichen, wobei dies ja auch Tiere sind. Folglich müsste jemand, der sich als „Tierfreund“ bezeichnet nicht nur jene Tierarten in seine Tierliebe mit einschließen, die ihn sympathisch sind, sondern auch alle anderen Arten im Tierreich. Eine Person, die sich rührend um obdachlose Hunde oder Katzen kümmert aber eine Spinne im Schlafzimmer zertritt oder sie verabscheut kann man nicht als Tierfreund bezeichnen. Viel mehr kommt eine solche Handlungsweise einer Form von Speziesismus gleich. Ist diese Person also diesbezüglich zu verurteilen? Auch wenn ich Schlangen, Spinnen und Co. zu meinen Lieblingstieren zähle und mich mit ihnen auf wundersame Art und Weise verbunden fühle, lautet meine Antwort auf diese Frage ganz klar: NEIN.

Wenn eine Person ein negatives Urteil über ein Gifttier fällt, so passiert dies nicht, weil diese Person ein schlechter Mensch mit begrenzter Wahrnehmung ist, sondern weil es die Natur des Menschen ist, Umstände zu bewerten, die ihn betreffen. Wenn ich behaupte, dass Feuer heiß und Eis kalt ist, dann tue ich das, weil ich es so empfinde. Genauso gut kann ich das Wetter als „schlecht“ bezeichnen, wenn ein kalter Wind weht und es zugleich regnet, weil ich dies als unangenehmer empfinde, als wenn mir die warme Sonne auf die Haut scheint. In Bezug auf die Beurteilung von Tieren verhält es sich ähnlich. Insbesondere Angst und Ekel entstehen aus sehr urtümlichen Verhaltensweisen und Instinkten heraus, die in der Evolution schon lange vor dem eigentlichen Bewusstsein entstanden sind [7].

Speziell Schlangen und Spinnen verursachen bei sehr vielen Menschen eine Angstreaktion. Warum Ängste gerade bei diesen beiden Tieren so häufig auftreten, veranschaulicht das Experiment von Matchett et. al., welche den Zusammenhang zwischen Angst und Ekel, den Menschen gegenüber gewissen Tieren empfinden, untersuchten. Dazu wurden Umfragen gemacht, bei denen die Befragten unter anderem angeben mussten, welches Tier sie bisher am meisten geschockt hat bzw. welches Tier sie am meisten fürchten, vor welchen Tieren sie sich ekeln usw. Die Tiere, die aufgezählt wurden ordnete man drei verschiedenen Kategorien zu:

1) Gefürchtete Tiere, die uns als Raubtier gefährlich werden können ("HI FEAR/HI PREDATORY" animals). Diese Kategorie beinhaltet also Tiere, die in uns evtl. eine Beute sehen könnten und uns daher gefährlich werden könnten, wie z.B. ein Löwe, ein Hai oder ein Wolf.

2) Gefürchtete Tiere, die uns als Raubtier nicht gefährlich werden können ("HI FEAR/LO PREDATORY" animals). Damit sind Tiere gemeint, die in uns zwar keine Beute sehen, die wir aber trotzdem fürchten, weil sie uns dennoch angreifen und gefährlich werden könnten. Als Beispiele seien hier speziell Ratten, große räuberische Vögel und Schlangen genannt.

3) Tiere, die uns nicht aktiv angreifen, die wir aber meiden oder fürchten, weil wir uns vor ihnen ekeln ("HI REVULSION" animals) wie beispielsweise Schnecken, Würmer, verschiedene Maden usw.

Interessant zu erwähnen ist erstens, dass es einen Zusammenhang zwischen "HI REVULSION" und "HI FEAR/LO PREDATORY" gibt und zweitens, dass gewisse Tiere unter mehrere Kategorien fallen können. Die beiden bekanntesten, davon sind Schlangen (1,2 und 3) und Spinnen (2 und 3) [6]. Eine Schlange wird also von vielen Menschen als potentieller Fressfeind wahrgenommen, auch wenn es weltweit nur zwei Arten gibt, die groß genug wären, einen erwachsenen Menschen zu verschlingen, nämlich die Grüne Anakonda (Eunectes murinus) und der Netzpython (Python reticulatus). Hierbei ist zu erwähnen, dass der Mensch nicht zur Beute dieser beiden Riesenschlangen gehört. Verständlicher ist hingegen die Tatsache, dass eine Giftschlange, die kein potentieller Fressfeind ist, dennoch eine potentielle Bedrohung darstellen kann. Hinzukommt, dass die Schlangen bei einigen Menschen auch noch ein Ekelgefühl auslösen und somit in alle drei Kategorien fallen. Ähnlich verhält es sich mit den Spinnen. Es existieren nur wenige Spinnen, die tatsächlich potentiell tödliche Bisse austeilen, dennoch scheinen sie für die Meisten bedrohlich zu wirken. Häufiger jedoch werden Spinnen als ekelerregend empfunden, was ich durch eigene Umfragen ebenfalls bestätigen kann.

Menschen ekeln sich also vor Spinnen und fürchten sie deswegen. Angst und Ekel sind zwei verschiedene Verhaltensreaktionen, die unterschieden werden müssen. Andererseits können Angst und Ekel als zwei Seiten derselben Münze gesehen werden. Ekel ist eine Schutzreaktion des Körpers und bewahrt uns in erster Linie vor Infektionen durch andere Personen, durch kontaminierte Objekte oder durch Tiere. Insekten und Spinnentiere werden mit Kontaminationen in Verbindung gebracht, wodurch Ekel entsteht. S. Oßwald et. al. beschreiben in ihrer Arbeit mit dem Titel "Der Zusammenhang von Ekel und Ekelempfindlichkeit mit Spinnen- und Blut-Spritzen-Verletzungsängsten" einen signifikanten Zusammenhang zwischen Ekelempfindlichkeit und der Angst vor Spinnen. Die Ekelempfindlichkeit stellt sozusagen die Bereitschaft dar, Ekel zu empfinden. Diese Bereitschaft korreliert mit dem Ausmaß der Angst vor Spinnen und anderen Arthropoden. Je höher die Ekelempfindlichkeit, desto größer wird auch die Angst vor solchen Tieren. Bei Personen mit generell erhöhter Ekelempfindlichkeit ist nicht nur das Auftreten von Phobien häufiger, sondern auch die Entstehung einer Phobie wahrscheinlicher. Das durch die Ekelempfindlichkeit unterdrückte bzw. nicht vorhandene Vertrauen gegenüber solchen Tieren erleichtert die Entstehung von Ängsten. Hierbei können negative, einschneidende Erlebnisse im Zusammenhang mit Spinnen die Entstehung von Ängsten begünstigen [9]. Somit kann man sagen, dass gewisse Ängste aus dem Ekel heraus entstehen.

Dass Angst als Schutzmechanismus angeboren ist, steht außer Frage. Wichtig zu hinterfragen ist, ob speziell die Angst vor Gifttieren wie Schlangen oder Spinnen angeboren oder erlernt ist. Gebhard Ulrich diskutiert in seinem Buch "Kind und Natur" unter anderem ausführlich die Angst und den Ekel, welchen Kinder gegenüber gewissen Tieren empfinden, unter der Berücksichtigung verschiedener anderer psychologisch orientierter Arbeiten. Die Frage, ob Tierängste bereits evolutiv determiniert, oder aber völlig unabhängig von der Evolution sind wird auch hier kontrovers diskutiert. Interessanterweise zeigen sich vor allem bei Kindern unter 3 Jahren kaum Angstreaktionen, wenn diese noch keine Erfahrungen mit derartigen Tieren gemacht haben, was die Vermutung unterstreicht, dass Tierängste nicht bereits genetisch festgelegt sind. Anders aber sieht es bei Kindern aus, die älter als 3 Jahre waren. Hierbei zeigten sich Angstreaktionen in Bezug auf Schlangen, auch wenn diese noch keine Erfahrungen mit Schlangen gemacht haben, was wiederum bedeutet, dass ein biologisch determiniertes Muster hinsichtlich der Angst vor gewissen Tieren durchaus vorhanden ist, jedoch im Laufe der Zeit erst reifen muss [3]. Interessant in diesem Zusammenhang fand ich auch die Vermutung von Bowlby in seinem Werk "Psychische Schäden als Folge der Trennung von Mutter und Kind", dass die Angst von Tieren auf der angeborenen Angst vor Objekten beruht, die sich plötzlich bewegen, Geräusche von sich geben oder sonstige unvorhersehbare Handlungen durchführen. Somit kann man durchaus von einer angeborenen Angst ausgehen, wobei diese jedoch eher allgemeiner Natur zu sein scheint und sich nur im Laufe des Lebens durch äußere Einflüsse manifestiert und ein Bezugsobjekt annimmt, wie eben eine Schlange oder eine Spinne - Tiere die über keinerlei menschliche Mimik verfügen und somit weniger berechenbar sind als ein Mensch oder ein anderes Säugetier [2]. Dennoch bin ich persönlich von der Existenz einer evolutiv vorprogrammierten Angst überzeugt, nach dem Prinzip: Der Topf ist vorhanden und muss nur noch gefüllt werden.

Nicht nur Menschen erschrecken beim Anblick einer Schlange oder einer Spinne. Auch bei anderen Säugetieren wurden Angstreaktionen beobachtet. So kam es beispielsweise bei amerikanischen Schwarzbären (Ursus americanus) zu heftigen Verhaltensreaktionen, bei einer Begegnung mit Schlangen. Es scheint, als wissen die Bären, dass eine Schlange eine potentielle Bedrohung darstellt, weshalb sie die Gegenwart dieser Reptilien aktiv meiden. Der Biss einer Waldklapperschlange (Crotalus horridus), welche im Lebensraum der Bären vorkommt, könnte möglicherweise selbst für einen Schwarzbär tödlich enden. Die Gründe für das Verhalten der Bären sind noch nicht ausreichend erforscht. Mit ziemlicher Sicherheit lernen die Bären im Laufe ihres Lebens, welche Tiere gefährlich sind und welche nicht. Zudem könnte es auch eine evolutionäre Anpassung gegeben haben [8].

Dass es in der Entwicklungsgeschichte der Primaten, zu denen ja auch wir gehören, immer wieder Ereignisse gegeben hat, welche die Angst vor Schlangen verstärken steht ebenfalls außer Frage. Insbesondere in Afrika, dem Geburtsort der Menschheit, leben und lebten verschiedene Arten von Schlangen, von denen einige hochgiftig sind, wie beispielsweise die Vertreter der Mamba-Arten (Dendroaspis). Desweiteren ist es in Ländern, welche diesbezüglich eine hohe Biodiversität aufweisen oftmals schwierig zwischen giftig und harmlos zu differenzieren, weshalb es von Vorteil ist, die Gegenwart von Schlangen generell zu meiden.

Die Evolution der Primaten wurde maßgebend von der Anwesenheit von Schlangen beeinflusst. Frühere, körperlich kleine Primaten waren eine beliebte Beute, verschiedener Schlangen. Auch in der späteren Entwicklungsphase dieser Gruppe von Säugetieren, einschließlich der Hominisation kam es immer wieder zu einschneidenden Ereignissen, wie etwa einem tödlichen Schlangenbiss. Abgesehen vom Prozess der natürlichen Selektion hinterließen solche Ereignisse auch einen bleibenden Eindruck bei Artgenossen, die den Verlust des Gruppenmitgliedes miterlebt haben. Im Laufe der Evolution kam es so zu vielerlei Adaptionen. So überlebten bevorzugt jene Individuen, welche eine Schlange schnell ausfindig machen konnten, wodurch sich diese Eigenschaft durchsetzte und auf die Nachkommen übertragen wurde [4]. Vermutlich entstand in dieser Hinsicht nicht nur die Fähigkeit eine Schlange visuell schnell zu detektieren, sondern auch eine Spinne und andere potentiell gefährliche Tiere.

Menschen haben die Fähigkeit, bedrohlich erscheinende Tiere wie Schlangen und Spinnen schneller ausfindig zu machen, als etwas Unbedrohliches. In Versuchen mit Erwachsenen und Kindern als Probanden zeigte sich, dass sowohl Erwachsene, als auch Kinder mit der Fähigkeit ausgestattet sind, Schlangen und Spinnen in ihrer Umgebung schneller zu lokalisieren als etwas harmloses, wie beispielsweise eine Blume, wobei die Erwachsenen durchschnittlich etwas schneller waren als die Kinder [5]. Dies könnte ebenfalls auf eine mögliche Disposition hinsichtlich der Angst speziell vor Schlangen und Spinnen hindeuten.

Kommt es zu einer unvorhergesehenen Begegnung, bei der man eines dieser Tiere erblickt, so erschrickt man. Interessant ist, dass oftmals auch einige Herpetologen bei einer unvorbereiteten und direkten, unmittelbaren Begegnung mit einer Schlange kurz erschrecken. Herpetologen sind Wissenschaftler, die sich für einen oftmals sehr langen Zeitraum mit Schlangen beschäftigen und daher ziemlich sicher keine Angst vor ihnen haben. Ich selbst habe seit meiner frühen Kindheit mit Schlangen zu tun und kann diese „Schrecksekunde“ ebenfalls bestätigen. Warum aber kann ein Mensch beim Anblick einer Schlange erschrecken, selbst wenn er sich nicht vor solchen Tieren fürchtet? Der Grund dafür ist, dass im Gehirn bestimmte Prozesse ablaufen, die dem Schutz des Individuums dienen und dem kognitiven Bewusstsein übergeordnet sind.

Für die Wahrnehmung und Verarbeitung von angstauslösenden Reizen aus der Umwelt sind verschiedene Bereiche im Gehirn zuständig, welche man als das "Angst-Modul" zusammenfassen kann. Angst als lebenswichtiger Schutzmechanismus ist wie bereits erwähnt eine sehr ursprüngliche Verhaltensweise und ist evolutiv gesehen älter als beispielsweise die Fähigkeit sich seiner selbst bewusst zu sein. Im Zusammenhang mit defensiven Verhalten ist die Angst in der Evolution zu einer Zeit entstanden, wo es lediglich primitive Gehirne gab, die nicht wirklich zu bewussten Reaktionen, die auf komplexe Denkprozesse beruhen fähig waren. Diese für das Überleben wichtige Verhaltensweise ist auch im Gehirn des modernen Menschen noch stark verankert.

Bei einer unvorhergesehenen Begegnung mit einem Tier, das wir als potentiell gefährlich einstufen, wird die Angstreaktion vor den kognitiven Prozessen ausgelöst. Das bedeutet, die Angst ist schneller als das eigentliche Bewusstsein. Das zentrale Organ des Angst-Moduls ist die Amygdala, eine sehr ursprüngliche Struktur im Gehirn, welche die Angstreaktion einleitet. Weiters ist die Amygdala auch an der Generierung eines "Angstgedächtnisses" beteiligt, ähnlich wie der Hippocampus, der allerdings mehr an kognitiven Prozessen beteiligt ist [7].

Zu Guter Letzt sei erwähnt, dass Schlangen, Spinnen und andere Gifttiere für unsere Vorfahren generell wenig direkten Nutzen mit sich brachten. Gifttiere sind körperlich klein und dennoch relativ wehrhaft. Als Beute würden sie nicht besonders viele Kalorien liefern und sie zu fangen wäre riskant. Somit ist es naheliegend, dass der Kontakt zu Tieren, die keinen oder nur wenig direkten Nutzen brachten aktiv gemieden wird, wenn er zudem noch ein zusätzliches Risiko darstellt [1].

Die Angst im Zusammenhang mit Ekel ist also eine ursprüngliche aber vor allem eine sehr wichtige Reaktion eines Lebewesens auf eine potentiell bedrohliche Situation, die sich nicht ohne weiteres vermeiden lässt und auch nicht vermieden werden sollte. In diesem Zusammenhang erscheint es nun verständlicher, wieso der Mensch dazu neigt, zu urteilen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir selbst nur ein Produkt der Evolution sind und dass alle Ereignisse, die sich im Laufe der Antropogenese zugetragen haben, Einfluss auf unsere gegenwärtige Persönlichkeit ausüben. Abschließend möchte ich dazu noch erwähnen, dass unsere evolutionäre Vorgeschichte nicht als Rechtfertigung eine Spinne im eigenen Haus zu zertreten herangezogen werden sollte. Jegliches Leben, egal ob tierisch, pflanzlich oder mikrobiell hat sich auf seine Art und Weise in der Erdgeschichte etabliert und erfüllt immer eine gewisse Funktion in unserer Welt. Und die Welt ist weitaus komplexer, als es sich ein Mensch vorzustellen vermag. In dieser Hinsicht sollten wir, als intelligente Lebensform, die sich ihrer selbst bewusst ist, die Welt etwas differenzierter sehen. Vor allem aber sollten wir lernen mit anderen Lebensformen zu koexistieren, sie nicht voreilig zu verurteilen, sondern sie zu verstehen. Insbesondere aber sollten wir uns zunächst uns selbst verstehen und die Gründe für unsere eigene Sichtweise hinterfragen und sie aus mehreren Perspektiven betrachten, bevor wir eine Handlung ausüben oder ein Urteil aussprechen.


Quellen

1. Wolfgang Dibiasi (2013): . Schlangen allgemein und die Arten Südtirols. Innsbruck: [Dortmund] : Schwerte.

2. Bowlby, John (1976): Trennung. Psychische Schäden als Folge der Trennung von Mutter und Kind. München: Kindler Verlag (Geist und Psyche, 2171).

3. Gebhard, Ulrich (2013): Kind und Natur. Die Bedeutung der Natur für die psychische Entwicklung. 4. Aufl. Wiesbaden: Springer VS.

4. Isbell, Lynne A. (2009): The fruit, the tree, and the serpent. Why we see so well. Cambridge, Mass.: Harvard University Press.

5. LoBue, Vanessa (2010): And along came a spider: an attentional bias for the detection of spiders in young children and adults. In: Journal of experimental child psychology 107 (1), S. 59–66. DOI: 10.1016/j.jecp.2010.04.005 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] .

6. Matchett, George; Davey, Graham C.L.: A test of a disease-avoidance model of animal phobias.

7. Mineka, Susan; Öhman, Arne (2002): Phobias and preparedness: the selective, automatic, and encapsulated nature of fear. In: Biological Psychiatry 52 (10), S. 927–937. DOI: 10.1016/S0006-3223(02)01669-4 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] .

8. Rogers, Lynn L.; Mansfield, Susan A.; Hornby, Kathleen; Hornby, Stewart; Debruyn, Terry D.; Mize, Malvin et al. (2014): Black Bear Reactions to Venomous and Non-venomous Snakes in Eastern North America. In: Ethology : formerly Zeitschrift für Tierpsychologie 120 (7), S. 641–651. DOI: 10.1111/eth.12236 [Titel anhand dieser DOI in Citavi-Projekt übernehmen] .

9. S. Oßwald, H. Reinecker (2004): Der Zusammenhang von Ekel und Ekelempfindlichkeit mit Spinnen- und Blut-Spritzen-Verletzungsängsten. In: Karger GmbH, Freiburg.

 
 

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